Hans-Jürgen Hayek nahm Glückwünsche von Tanja Reddert (v.li.), Dominic Herbst, Ute Lamla und Andrea Czernitzki entgegen.
Hans-Jürgen Hayek nahm Glückwünsche von Tanja Reddert (v.li.), Dominic Herbst, Ute Lamla und Andrea Czernitzki entgegen. Bild: Region Hannover

Ende Juni 2024 erreicht mich ein Brief mit einem Briefumschlag, der mich an Gratulationspost erinnert. Schneeweiss und festes Papier. Absender ist die Niedersächsische Staatskanzlei in Hannover. Solche Briefe reisst man nicht einfach auf. Ich schlitze den Umschlag auf. darin ist eine Seite mit festem Papier und dem Betreff "Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland". Da werde ich schockartig skeptisch und aufgeregt. Mein Adrenalinschub signalisiert mir "Vorsicht!".
Nur wenige Zeilen, die es in sich haben:
"Sehr geehrter Herr Hayek, Herr Bundespräsident Steinmeier hat Ihnen auf Vorschlag von Herrn Ministerpräsidenten Weil am 15.05.2024 die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Hierzu gratuliere ich Ihnen herzlich.
Ich habe die Region Hannover gebeten, Ihnen den Orden auszuhändigen. Von dort werden Sie weitere Nachricht erhalten. Mit freundlichen Grüßen, Dr. Matthias Woiwode (Der Leiter des Protokolls)"

Wie hat Herr Weil von mir Kenntnis? Wer hat der Administration Informationen über mich gesteckt? Da bin ich aber gespannt, was jetzt alles auf mich zukommt.

Anfang Juli erreicht mich bereits die versprochene Post von der Region Hannover. Ich solle mich mit Frau Corinna Schapeit, Mitglied des Teams "Protokoll, Veranstaltungen und Regionspartnerschaften" in Verbindung setzen. Es wird vereinbart, dass die Feierstunde und die Übergabe des Ordens im neuen Rathaus in Neustadt am Rübenberge durchgeführt wird. Dazu darf ich Gäste einladen. Ich werde von Frau Schapeit am 6. September im Rathaus empfangen, die für ein angemessenes Ambiente gesorgt hat. Dafür Danke!

Als Vertreterin des Regionspräsidenten Steffen Krach startet Ute Lamla mit ihrer Rede die Feierstunde. Es sprechen danach der Bürgermeister Dominic Herbst, die Bordenauer Ortsbürgermeisterin Andrea Czernitzki und die 2. Vorsitzende der Dorfwerkstatt Bordenau e.V.
Eine schöne unter vielen Berichten über die gesprochenen Worte ist der Zeitungsbericht von Oliver Seitz, Redakteur der Neustädter Zeitung:

Der Macher mit dem Ehrenamt als zweitem Hauptberuf

Hans-Jürgen Hayek erhält die Bundesverdienstmedaille

Bordenau/Neustadt (os). Er ist der „Vater“ der Dorfwerkstatt Bordenau, Bürgermeister Dominic Herbst bezeichnete Hans-Jürgen Hayek au240906_Verleihungwch als „Lehrer aus innerem Drang“, „Mitmensch aus Zugewandtheit“ und einen „Macher“, der den Unterschied für seinen Heimatort bedeute. „Motivierend und inspirierend“, mit „Energie und Idealismus“ wurde er beschrieben. Die Laudatoren bemühten - fast - ein ganzes Lebenswerk, um zu beschreiben warum Hayek die Bundesverdienstmedaille quasi erhalten musste.

„Solche Menschen brauchen wir ganz dringend“, hatte Herbst bei der Verleihung des Ehrenzeichens der Bundesrepublik Deutschland im neuen Ratssaal gesagt. Die stellvertretende Regionspräsidentin Ute Lamla steckte dem Bordenauer nicht nur die Medaille an, sondern eröffnete auch den Reigen der lobenden Reden.

Sie erinnerte ebenso an seine pädagogische Laufbahn an der Hans-Böckler-Schule und lange Jahre an der KGS, die er als stellvertretender Schulleiter verließ. Der Schule hatte er maßgeblich zum bundesweiten Erfolg durch das „Neustädter Modell“, einer Kooperation mit den Berufsbildenden Schulen, verholfen - immer mit dem Ziel, kein Schüler solle die KGS ohne Abschluss verlassen. Sein lokalpolitisches Engagement in Rat und Ortsrat, aber auch als beratendes Mitglied im Schulausschuss auf Regionsebene nannte sie beispielhaft. Der Bordenauer war stellvertretender Ratsvorsitzender, leitete den Schulausschuss und wirkte als stellvertretender Ortsbürgermeister.

Wirklichen „Ruhestand“ gönnte Hayek sich bis heute kaum. Nach der Politik kniete er sich umso mehr in die Dorfwerkstatt (siehe Kasten). Damit habe er „in herausragender Weise zum Wohl Bordenaus beigetragen. Viele Aktivitäten tragen deine Handschrift“, lobte Ortsbürgermeisterin Andrea Czernitzki. Nicht zuletzt deshalb sei er bereits Förderpreisträger der Stiftung Bordenau.

Dabei „sind Ehrungen ja eigentlich gar nicht so dein Ding“, wusste Tanja Reddert, Mitstreiterin in der Dorfwerkstatt, zu berichten. „Helfen, wo es nötig ist“, aber immer auch machen lassen, beschrieb sie Hayeks Vorgehen: „Du verleihst Flügel, damit die Leute selbst fliegen können.“

Helga und Hans-Jürgen Hayek prosten sich zu. Bild: Region Hannover

Der Geehrte selbst gab den Dank umgehend weiter. Neben einem „tollen Team“ vor allem an seine Ehefrau. „All das ist nur möglich, weil meine liebe Helga mir die Freiheit gibt, dass ich das überhaupt machen kann“, so Hayek. Zur Hälfte sei die Medaille also für sie. „Ohne Ralf Günther hätten wir keine Chance bei vielen Dingen gehabt“, hob er auch die Leistungen seines langjährigen Stellvertreters in der Dorfwerkstatt hervor. „Ich habe immer auch Glück gehabt, dass sich Leute gefunden haben, die mitmachen“, schloss er.

Von wem der Vorschlag für die Auszeichnung kam, blieb unklar. Am Ende stellt sich eigentlich nur die Frage, warum eine solche Leistung nicht auch für ein Bundesverdienstkreuz gereicht hat.

Hayeks Handschrift hat große Schwünge

Woher Hans-Jürgen Hayek noch die Zeit zum Fotografieren nimmt, ist dem Beobachter nicht immer ganz klar. Vielleicht gibt es deshalb den „Fotoclub“ in der Dorfwerkstatt. Zwei Mal im Monat trifft er sich dort mit Gleichgesinnten, deshalb hatte er diese Mitstreiter auch zur Verleihung der Bundesverdienstmedaille eingeladen.

Die 2015 gegründete Dorfwerkstatt ist jedoch viel mehr. Sie verbindet Generationen. Von Angeboten für Senioren bis zur Jugendgruppe „Color my life“, die mit „Hayo dreht auf“ gerade wieder eines ihrer Festivals über die Bühne brachte, umfasst sie alle Altersgruppen von Hayeks Heimatort - und soll die Chance für Begegnungen bieten. Kochkurse, (Kinder-)Theater, Kinonachmittag, malen und basteln, Skat und Doppelkopf oder die Hausaufgabenhilfe gehören zu den vielen Facetten des Vereins.

Auf Kunst und Kultur liegt ebenso der Fokus wie auf Exkursionen. Vor allem aber lieferte Hayek mit der Idee zum Dorfflohmarkt ein Initial, das weit über Bordenau hinaus Verbreitung fand. Auch der Kunsthandwerkermarkt, für den er seine guten Kontakte in die Szene der Kreativen nutzt, ist ein echter Magnet.

Viele Aktivitäten trügen Hayeks Handschrift, so Andrea Czernitzki. Es ist eine Handschrift mit großen Schwüngen. Die schreibt manchmal nur ein paar Sätze mit, Wegbegleiter sagen, sie schriebe nie einfach nur vor. Vielleicht das Erfolgsrezept. Oliver Seitz


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