Grundschulen

Unsere Kinder sollten die Vorteile einer Ganztagsschule erleben dürfen!

Viele Grundschülerinnen und Grundschüler in der Bundesrepublik bekommen mit der Ganztagsschule ein optimales Angebot zur individuellen Förderung durch ein vielfältiges Lernangebot.

In Neustadt gibt es keine Grundschule als Ganztagsschule!
Ein gravierender Nachteil für viele Neustädter Kinder!

Was ist „Ganztagsschule“?

Die Kultusministerkonferenz (KMK) definiert im Jahr 2003 die Ganztagsschule als eine Schule, die

• an mindestens drei Tagen in der Woche ein ganztägiges Angebot für die Schülerinnen und Schüler bereitgestellt, das täglich mindestens sieben Zeitstunden umfasst,
• an allen Tagen des Ganztagsschulbetriebs den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern ein Mittagessen bereit stellt,
• Ganztagsangebote unter der Aufsicht und Verantwortung der Schulleitung organisiert und in enger Kooperation mit der Schulleitung durchführt sowie in einem konzeptionellen Zusammenhang mit dem Unterricht stehen.

Der durch den im Stadtrat beschlossene Schulentwicklungsplan garantiert den Bestand an Grundschulen (Mindestgröße: 2 Parallelklassen/Jahrgang) für viele Jahre. Es kann jetzt gezielt der Ganztagsschulbereich sinnvoll ausgebaut werden. Die aktuelle rot-grüne Landesregierung hat die finanzielle Ausstattung der Ganztagsschule deutlich verbessert: Bis zu 75% des reinen Ganztagsbetriebs kann durch Lehrkräfte abgedeckt werden.

Die großen Grundschulen in unserer Stadt (Michael-Ende-Schule, Hans-Böckler-Str. und Stockhausenstr.) sowie die kleinen Schwerpunkt-Grundschulen (mindestens 2-zügig) in den Ortsteilen Hagen, Mandelsloh/Helstorf und Otternhagen sollten die Diskussion vor Ort starten mit dem Ziel, ein Konzept für eine Ganztagsschule (teilgebunden oder gebunden) sowohl in der Unterrichtsplanung und -gestaltung als auch unter baulichen Anforderungen zu entwickeln und umzusetzen.
Der zusätzliche Unterricht wird zu 75% durch zusätzliche Lehrerstunden abgedeckt. Die restlichen 25% (und mehr) könnten durch das pädagogische Personal an den Horten, das von der Stadt Neustadt bezahlt wird, abgedeckt werden.

PISA und die Ganztagsschule

Im Laufe des letzten Jahrzehnts ist die Internationale OECD- Schulleistungsstudie PISA zum weltweit wichtigsten Maßstab für die Beurteilung der Qualität, der Chancengerechtigkeit und der Effizienz von Schulsystemen avanciert. Seit der ersten Pisa-Studie im April 2000 wissen wir, dass die schulischen Leistungen der deutschen Schülerinnen und Schüler im Vergleich zu denen aus anderen Ländern der OECD deutlich schlechter sind. Nicht nur in den Kulturtechniken wie Rechnen, Schreiben und Lesen sondern auch mit einer miserablen Bewertung unseres Schulsystems sind wir Deutschen auf die Plätze verwiesen worden. In Deutschland hängt der Schulerfolg eines Kindes bzw. Jugendlichen besonders stark von der Herkunft ab, lautet die Kritik.

Es sind viele Entscheidungen in den letzten Jahren gefallen, um die schulischen Leistungserfolge zu steigern sowie die Chancen aller Schülerinnen und Schüler zu erhöhen, gute Abschlüsse zu erreichen. Es wurden u.a. Verfahren zur Überprüfung und Verbesserung der Unterrichtsqualität entwickelt sowie der Ausbau der Ganztagsschulen beschlossen und mit vielen Milliarden finanziert. Es werden jährlich europaweite Tests und Vergleiche durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass viele bildungspolitischen Entscheidungen zu erhöhten Leistungen unserer Schülerinnen und Schüler geführt haben.

Im Schuljahr 2002/2003 gab es 156 Ganztagsschulen (GTS). Im August 2013 zählt das niedersächsische Kultusministerium 1580 GTS, ein Anteil von 56% aller niedersächsischer Schulen. Also mindestens jede 2. Schule wird als GTS geführt. Alle Gesamtschulen (IGS/KGS) bieten Ganztagsunterricht an, im Gymnasialbereich sind es 85% der Schulen. Bei den Grundschulen und den Realschulen ist ungefähr jede 2. Schule GTS. Allerdings nehmen nur 38% (305 890 von 815 865 Schülerinnen und Schüler) das Ganztagsangebot an.¹⁾

Allerdings sind keine Fortschritte in der Unabhängigkeit der schulischen Leistungen von der individuellen Herkunft zu erkennen. Angesichts des enormen Ausbaus an Ganztagsschulen ein erstaunliches Urteil, allerdings...

„Große Unterschiede

Ganztagsschule ist nicht gleich Ganztagsschule.
Jede Schule plant ihren Ganztagsbetrieb anders und setzt ihn individuell um. Ein grundsätzliches Problem in Deutschland ist: Anders als in den erfolgreicheren Ländern Europas, scheint hierzulande statt Ganztagsschule oft eher Ganztagsbetreuung gemeint zu sein. Diese kann zwar die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern. Über deren spezifische Fördereffekte bestehen jedoch Zweifel.“²⁾

Trotzdem werden in Niedersachsen drei unterschiedliche Formen von Ganztagsschule- rechtlich abgesichert- angeboten:

1. Offene Ganztagsschule³⁾
   Der Unterricht findet am Vormittag statt. Außerunterrichtliche Angebote finden grundsätzlich nach dem Unterricht statt. Die Teilnahme ist freiwillig.
2. Teilgebundene Ganztagsschule
   An der teilgebundenen GTS sind die Schülerinnen und Schüler an mindestens 2 Tagen zum ganztägigen Besuch verpflichtet. An diesen Tagen wechseln sich Unterricht und außerunterrichtliche Angebote in der Regel ab („Rhythmisierung des Unterrichts“). An den anderen Tagen finden Angebote wie bei der Offenen GTS statt.
3. Gebundene Ganztagsschule
   Die voll gebundene Ganztagsschule verpflichtet alle Schülerinnen und Schüler an mehr als 3 Tagen zum ganztägigen Besuch. Unterricht und Angebote werden aufeinander abgestimmt und rhythmisiert.

Die Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen (StEG)

Das Bundesforschungsministerium (BMBF) förderte die Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen (StEG), die von mehreren Instituten über 5 Jahre durchgeführt und 2010 veröffentlicht wurde. In dieser Studie sind in drei Zeiträumen - 2005/2007 und 2009 – Untersuchungen in über 300 Ganztagsschulen in insgesamt 14 Bundesländern dokumentiert und wichtige Botschaften daraus entwickelt worden, u.a.:

„Die Teilnahme an Ganztagsangeboten hat positive Auswirkungen auf das Sozialverhalten der Jugendlichen und das häusliche Familienklima. Bei ausreichend hoher pädagogischer Qualität der Angebote verbessern sich auch die Schulnoten. Wenn Schulen flexibel auf die Nachfrage nach Ganztagsplätzen reagieren, steigt die Teilnahmequote sowie infolge dessen auch die Breite der Angebote und deren konzeptionelle Anbindung an den Unterricht, was wiederum die Zufriedenheit der Eltern erhöht.“⁴⁾

U.a. ein weiteres Teilergebnis:
Die positivste bzw. nachhaltigste Wirkung auf Schüler, Lehrkräfte, pädagogische Mitarbeiter sowie Eltern und Familie liefert die Ganztagsschule mit dem umfangreichsten Ganztagsangebot - die voll Gebundene Ganztagsschule.

Quellen:
1) Statistik des Kultusministeriums, Stand Juni 2014
2) https://www.test.de/Special-Einschulung-Fuer-einen-guten-Start-1243089-1272710/
3) Schulverwaltungsblatt für Niedersachsen, Heft 5/2014
4) StEG – Studie zur Entwicklung von Ganztagsschule, http://www.projekt-steg.de/
5) Gute Ganztagsschulen sind das Herzstück der „Zukunftsoffensive Bildung“, http://www.mk.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=1888&article_id=6507&_psmand=8
6) Ganztagsschule: Entwicklung und Wirkungen,  http://alt.projekt-steg.de/files/pk101111/Ergebnisbroschuere_StEG_2010-11-11.pdf
7)Ganztagsschule braucht Qualität, http://www.bmbf.de/de/1125.php
8) Die Ganztagsschule, http://www.ganztagsschulen.org/
9) Die Ganztagsschule Niedersachsen, http://www.ganztagsschule-niedersachsen.de/
10) Die Arbeit in der Ganztagsschule, RdErl. d. MK v. 1.8.2014 (SVBl. 8/2014 S.386), http://www.schure.de/22410/34,81005.htm